Das ehemalige Zisterzienserkloster Schönau
zur Zeit der Staufer


Anlässlich des Stauferjahres 2010 und der sehr beeindruckenden aktuellen Ausstellung in Mannheim "Die Staufer und Italien" möchte der Verein Alt-Schönau das Augenmerk auf die sehr interessanten Beziehungen der Staufer zum Kloster Schönau lenken.

Konrad III., erster Stauferkönig (1138-1152), festigte seine Macht durch eine erfolgreiche Familien- und Städtepolitik. Zudem widmete er sich im besonderen Maße den Belangen der Klöster, was ihm den Namen "Pfaffenkönig" einbrachte. Eine enge Beziehung hatte er zu den Zisterziensern, deren asketische Lebensweise ihn ebenso ansprach, wie die Ernsthaftigkeit ihrer erfolgreichen Arbeit, insbesondere in der Landwirtschaft.

Noch zur Regierungszeit Konrads III. im Jahre 1142 gründete Bischof Burkhard von Worms das Zisterzienserkloster im Steinachtal. Der Bischof beschenkte das Kloster reichlich mit Grund und Boden. Aus dem Mutterkloster Eberbach wurde der erste Konvent entsendet.
Der Staufer Kaiser Friedrich I. Barbarossa nahm das junge Kloster als "Schirmer der römischen Kirche" in seinen Schutz. In einer Kaiserurkunde heißt es: "Ihre Majestät nehmen das Kloster im Bistum Worms gelegen mit all seinen zugehörigen Gütern in dero kaiserlichen Schutz und Schirm um dero und ihrer Eltern und Vorfahren Seelenheil willen".

Im Jahre 1156, auf dem Reichstag zu Worms, belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Halbbruder Konrad von Hohenstaufen mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein (Reichsrichter und Stellvertreter des Königs). Damit ging die Schirmherrschaft für das Kloster Schönau auf Konrad, Pfalzgraf bei Rhein über. Konrad erhielt außerdem die Schirmvogtei über das Hochstift Worms und das Kloster Lorsch.
Das Kloster Schönau zählte mit Kloster Lorsch zu den bedeutsamsten Klöstern der Pfalzregion und wurde zum Hauskloster, d.h. auch zur Grablege für den Staufer Pfalzgraf Konrad bei Rhein und dessen Familie. Der Pfalzgraf pflegte geistliche Beziehungen zu den Priestermönchen und wurde in die "besondere Gebetsgemeinschaft des Ordens", Fraternitas, aufgenommen. Auch feierte die Familie die Karwoche gerne im Kloster Schönau. Als Schirmherr der Zisterze hatte er Anspruch auf Beherbergung und Verköstigung im Kloster und auf dessen Höfen.
Im Kloster beigesetzt zu werden bedeutete vor allem "der in der Abtei erbeteten Gnaden" teilhaftig zu werden. Pfalzgraf Konrad bei Rhein wurde in Schönau beigesetzt; ebenso dessen Gemahlin Irmingard von Henneberg.

Auch der Stauferkaiser Heinrich VI. (1190-1197), Nachfolger Kaiser Barbarossas, pflegte enge Beziehungen zum Kloster Schönau. So hatte er 1196 dem Kloster eine Schenkung zukommen lassen, um dort "sein Gedächtnis für die Zukunft zu erhalten".

Kaiser Heinrich VI., Pfalzgraf Ludwig und König Ruprecht gewähren dem Kloster und all seinen Gütern Freiheiten. Diese Persönlichkeiten sind in der obigen Federzeichnung des Klosters dargestellt.

Die Zisterzienserklöster stellten bereits ab der Mitte des 12. Jahrhunderts im Stauferreich einen wichtigen Wirtschafts- und Handelsfaktor dar.
Durch das Kloster Schönau wurde die pfalzgräfliche Machtstellung am unteren Neckar verstärkt und durch zahlreiche Schenkungen weiter entwickelt. Die Abtei stellte den östlichen Vorposten pfälzischer Herrschaft im südlichen Odenwald dar.

Mit dem Tod Konrads 1195 endete die Pfalzgrafschaft bei Rhein für die Staufer. Dennoch waren diese dem Kloster weiterhin verbunden.
Im weiteren Verlauf blieb das Kloster Schönau Hauskloster der Pfalzgrafen bei Rhein. Die Zisterze Schönau entwickelte sich zu einem sehr reichen Kloster im Gebiete der Pfalzgrafen. Wichtig für die wirtschaftliche Stärke des Klosters Schönau waren neben den 14 Grangien auch die Stadthöfe des Klosters in Heidelberg, Speyer, Worms und Frankfurt.

Viele weitere interessante Details zu diesem Thema sind in dem sehr ansprechend gestalteten Katalog zur aktuellen Ausstellung im Reiss-Engelhorn Museum in Mannheim Die Staufer und Italien (A. Wieczorek, B. Schneidmüller, S. Weinfurter HRSG.) umfassend dargestellt . - Nach der Auflösung des Klosters im 16. Jahrhundert gingen die Besitztümer in die "Evangelische Pflege Schönau" über.

Abschließend möchte der Verein Alt-Schönau noch gerne darauf hinweisen, dass Stauferstelen als Gedenksteine an vielen bedeutsamen Stauferstätten in Deutschland, Italien, Frankreich, Dänemark, Österreich, Schweiz und Spanien errichtet wurden und auch noch errichtet werden (www.stauferstelen.com). Zahlreiche historische Plätze kommen für die Aufstellung einer solchen Stele in Frage, darunter auch Schönau im Odenwald.

Marlene Ochlich (Verein Alt-Schönau)